Dienstalk am 27. Juni 2017 – Chancengleichheit durch Frauenquote?

Die neue Volkspartei präsentierte vor ein paar Wochen ihren neuen Modus zur Listenerstellung für die kommende Nationalratswahl, bei der sie auf das Reißverschlusssystem setzt und damit den Frauen in der Politik mehr Chancen geben will. Der Landesgeschäftsführer der Steirischen Volkspartei, Detlev Eisel-Eiselsberg, lud aus aktuellem Anlass zum DiensTalk „Chancengleichheit durch Frauenquote?“ in die Parteizentrale am Karmeliterplatz. Unter der Moderation von Michael Fleischhacker diskutierten die Generalsekretärin der Österreichischen Volkspartei, Europaabgeordnete Elisabeth Köstinger, und der Philosoph Georg Schildhammer unter anderem die Frage „Wie steht es tatsächlich um die Chancen der Frauen in Politik und Wirtschaft?“

Quote allein ist zu wenig!

Gleich zu Beginn entfachte sich eine hitzige Diskussion über das Für und Wider einer Quotenregelung: „Quote allein als Frauenpolitik ist für mich zu wenig, aber gerade in Aufsichtsräten sehen wir, dass die freiwilligen Maßnahmen nicht greifen und daher Quoten notwendig sind“, so Köstinger. Ähnlich sieht dies die Landesleiterin der VP-Frauen, zweite Landtagspräsidentin Manuela Khom: „Als ich 30 war, war ich der Meinung wir brauchen keine Quote. Mit 40 war ich mir nicht so sicher. Mit 54 habe ich festgestellt, es hat sich freiwillig nichts verändert. Aus diesem Grund glaube ich, braucht es einen Rahmen und jenen, die immer Angst haben vor der Quote, sage ich: Lassen Sie es uns mal probieren!“ Skeptisch gegenüber einer Quotenregelung äußerte sich Schildhammer: „Ich finde das unzulässig, vor allem in der Privatwirtschaft. Außerdem frage ich mich, wer will eine Quotenfrau sein? Das fällt doch all jenen auf den Kopf, die mit guten Leistungen etwas erreicht haben.“

Reißverschlusssystem sinnvoll!

„Ich glaube, dass es wichtig ist, Frauen sichtbarer zu machen und das soll über die Möglichkeit, dass Frauen und Männer abwechselnd auf den Wahllisten zugegen sind, erfolgen. So kommen wir dem Ziel näher, Frauen stärker in die Politik einzubinden“, betonte Köstinger. Schildhammer bezweifelt, dass das Reißverschlusssystem zu einer verstärkten Frauenpolitik führt: „Wenn im Nationalrat nach Klubzwang beziehungsweise Parteilinie abgestimmt wird, also die Linie von den mächtigen Personen in der Partei vorgegeben wird, dann weiß ich nicht, ob das wirklich so viel ändern würde an einer männlichen Politik. Wenn es die denn wirklich gibt?“

Auch die zahlreichen Gäste diskutierten gestern noch weit über den offiziellen Teil hinaus, wie sich “das starke Geschlecht“ künftig verstärkt in Politik und Wirtschaft einbringen und eine echte Chancengleichheit erreichen kann.